Das war mal eine tolle Idee. Ebene +14: Oase der Kunst in der City Nord


Ein Atelierwechsel hat mich 2021 in eine andere Welt katapultiert. Mein altes Atelierleben in Hamburg besaß die Vorzüge eines gentrifizierten Stadtteil direkt an der Außenalster, mein neues Atelier befindet sich in der City Nord. Plötzlich war ich konfrontiert mit Betonbau und verlassenen Ladenflächen. Dieser Bruch motivierte mich zur vorliegenden Video-Collage, denn auf den zweiten Blick entpuppte sich die verschrieene City Nord als ein Ort für Kreative. Dort war ein Mikrokosmos einer bunten Szene zwischen Café, Kita und Design-Schule entstanden. Der Baukomplex steht exemplarisch für die soziokulturellen Widersprüche industrieller Gesellschaften: Die City Nord, seit Ende der 1950er Jahre als dezentrale Geschäftsstadt konzipiert, sollte mit Le Corbusier eine „moderne Bürostadt im Grünen“ sein und ein „New Way of Working“ bieten. Dieses Ziel brach in den 1990ern zusammen. Danach entstanden in den nun leeren Räumen Ateliers, Clubs und Arbeitsstätten der HfbK Hamburg, genannt „Ebene+14“. Die städtisch geförderte Galerie „KX“ erhielt Flächen. Durch erschwingliche Mieten entwickelte sich ab 2002 eine agile Kunst-Oase. Doch der Ansatz, das angeschlagene Image der City Nord durch Kultur zu erneuern, währte nicht lange: Ab Mitte der 2000er wurden neue Büroblöcke errichtet, die Substanz renoviert, eine erhöhte Miete sorgte für den Auszug vieler Kreativer. Das Video erzählt in 40 Minuten die Geschichte dieser Veränderungen aus der Perspektive der Aktivist*innen der „Ebene+14“ anhand von Interviews, historischen Fotografien, 3D-Rekonstruktionen der Ateliers und aktuellen Ansichten. An damaligen Atelier-Standorten kleben QR-Codes zur weiteren Information der heutigen Nutzer und Bewohner*innen, in welch’ einem spannenden Stadtteil sie arbeiten und leben. So wie die Initiative „Ebene+14“ die zeitgenössische Kunst mit der Büroszene der City Nord verknüpfte, soll auch mein Video über die Website zum öffentlichen Diskurs über aktuelle Arbeitsbedingungen von Künstler*innen beitragen.

 

Weitere Informationen

Link zum Projekt

 



Beteiligte Künstler:innen

Naho Kawabe



Laufzeit

ab 26.05.2022 (online)



Veranstaltungsort

online