Die Große Handschrift — ein neues Analog muss her!


Die Zeichnung zeigt einen Text in einem 2,22 m hohen, jedoch nur 32 cm breiten Buch. Sie zitiert den Einleitungstext zum Aufsatzband „Diesseits des Virtuellen. Handschrift im 20. und 21. Jahrhundert“ – und kommentiert durch seine handzeichnerische Inszenierung den intermedialen Dialog zwischen originaler (Hand-)Zeichnung und lesbarem (Schreib-)Text. „Die Große Handschrift“ imitiert oder interpretiert nicht nur einen Text oder ein Buch, sondern schafft gleichsam eine völlig andere Wahrnehmung dieser Medien. Im wörtlichsten Sinne fand hier eine Erprobung eines noch nie dagewesenen Formates statt: ein Buch in solchen Ausmaßen zu schaffen, dies barg schon rein technisch unvorhersehbare Herausforderungen im Arbeitsprozess. Die Arbeit strotzt vor und spielt mit Selbstreflexion: Im Text erscheinen z. B. markierte Sätze, die von „absichtsvolle(r) Inszenierung der Handschrift“ oder „ästhetisch kalkulierte(m) Von- Hand-Schreiben“ sprechen. Den Buchstaben wurde ihre ursprüngliche Sinnlichkeit der Gedankenfindung und -sammlung eines Manuskripts (!) zurückgegeben. Durch die anachronistische Herangehensweise des wochenlangen Von-Hand-Schreibens trug ich meinen Teil bei, Schriftkultur in der heutigen Zeit lebendig, erlebbar und sichtbar zu halten. Auch das Analoge wird in der „Großen Handschrift“ durch die schiere Größe des Buches und die Kleinheit der Buchstaben auf die Spitze getrieben. Entgegen ursprünglichen Erwartungshaltungen, dass diese Zeichnung niemals adäquat digital repräsentiert werden kann, funktionierte es ausgesprochen gut. Das Buch bewies sich auf dem hochformatigen Handyscreen ebenso wie auf dem Desktop und wurde durch Scrollen ertastet; fast wurde es auf dem Bildschirm erst vollständig erlebbar gemacht. Allerdings wird eine digitale Rezeption niemals das reale Erleben vor Ort ersetzen. Jedoch kann es neue Facetten eröffnen – und somit in jedem Falle bereichernd wirken. Zu dieser Diskussion wollte ich mit der „Großen Handschrift“ einen diskursiven Beitrag leiste.

 

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Beteiligte Künstler:innen

Philip Loersch



Laufzeit

18.09.2021 - 06.11.2021



Veranstaltungsort

FeldbuschWiesnerRudolph
Jägerstraße 5
10117 Berlin