NEUSTART für
Bildende Künstlerinnen und Künstler

Die uns alle rund um die Uhr umgebende und durchdringende Matrix aus künstlich erzeugter elektromagnetischer Strahlung macht Betty Böhm in ihrer Performance mittels spezieller Mikrofone hörbar und rückt sie so in unser Bewusstsein. Der menschliche Eingriff in die Biosphäre ist - wie in vielen anderen - auch in diesem Bereich enorm. Der Hunger nach immer mehr Bandbreite und Reichweite für mannigfaltige digitale Anwendungen veranlasst immer mehr Länder Zehntausende von Satelliten in die Ionosphäre einzubringen um einen weltweiten und noch vielfach schnelleren Internetzugriff zu ermöglichen. Doch nicht nur unsere alltäglich genutzten Devices wie Smartphones und Laptops kommunizieren via elektromagnetischer Frequenzen, auch alle biologischen Wesen auf diesem Planeten, die Tier und Pflanzenwelt einschließlich uns Menschen, nutzen elektromagnetische Signale um intrazellulär zu kommunizieren. Diese natürliche Kommunikation kann durch die künstlich erzeugte Strahlung empfindlich gestört werden. In ihrer Performance stellt sie den künstlichen elektromagnetischen Sounds die analoge organische Klangwelt der Vegetation im Körnerpark gegenüber. Mit speziellen Mikrofonen, die Vibrationen im Erdreich und an der Pflanze selbst aufnehmen können, erstellte sie vorab eine Sound Map der Umgebung, eine Art Klangkarte der Körnerpark-spezifischen Vegetation und erarbeitete anhand dieses Klangarchivs eine Komposition, die als organischer Untergrund die Performance einleitet. Als Live- Komponente hierzu lässt die Künstlerin Äste und Blätter erklingen, deren Sounds sich mit der Klanglandschaft verweben. Nach und nach speisen sich per "Bespielung“ und Abhörung verschiedener elektronischer Devices wie z. B. eines Laptops oder einer Festplatte und später dann der Smartphones der Besucher*innen fremdartige technoide Sounds ein, die mittels oben erwähnter Mikrofone aus den emittierten elektromagnetischen Frequenzen in akustische Signale gewandelt werden und sich im Verlauf der Performance in einen schroffen urbanen und treibenden Beat entwickeln.... Wir alle sind Teil unserer digitalen Infrastruktur, es scheint nahezu unmöglich, sich, ohne den Hang zum Eremitentum, einfach auszuklinken. Jedoch möchte Betty Böhm mit diesem Projekt auf sinnliche Weise etwas Bewusstsein schaffen für die unsichtbare Währung, mit der wir uns tagtäglich umgeben.

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