REFLECTIONS


Bildschirme als das dominante Kommunikations- und Transaktionsmedium unseres täglichen Lebens verwischen die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum als auch zwischen Wahrheit und Lüge. Gleichzeitig scheinen sie das einzige verbliebene greifbare Objekt darzustellen, welches uns (vor allem seit der Pandemie) mit der Außenwelt verbindet. So verwandelt sich der vermeintlich solide und undurchlässige Glasbildschirm, in eine durchlässige Membran, die zutiefst ungleiche Rechte und Möglichkeiten konzipiert. Sensorische Wahrnehmungsebenen, die durch drahtlose Verbindungen übertragen werden, überschreiben eine Vielzahl von Ausdrücken in binäre Codes und reduzieren Herkünfte auf einen polarisierten Index, während die digitale Vernetzung zugleich eine Chance der Sichtbarkeit und des grenzenlosen Austauschs bietet. Welche Auswirkungen werden voraussichtlich als Folge der Pandemie entstehen, wenn sich Räume immer mehr ins digitale Netz verschieben und physische Räume unbesucht bleiben? Wer wird diese privatisierten, unsichtbaren Grenzübergänge besitzen und den Zugang bzw ihre Nutzung bestimmen? Wie ließe sich die Isolierung des Selbst in einem digitalen Blasenkosmos zu einer konstruktiven Art verdrehen und mit physischen Orten verbinden? Auf welche Weise kann Kunst eine mehrdimensionale Sprache und Kommunikationsform bleiben, anstatt eine informationsbasierte, binär kodierte und damit polarisierte Übersetzung zu werden? Und wie kann eine künstlerische Sprache zwischen physischen, virtuellen und digitalen Räumen jenseits dokumentarischer Mittel verwobene Ursprünge aufzeigen, um interdisziplinär und dezentral zu artikulieren? Welchen Platz nimmt dann Materialität in unserer heutigen virtuellen Welt ein? REFLECTIONS besteht aus einer öffentlichen Ausstellung im Glashaus Jena, die anschließend in eine digitale Architektur und künstlerische Arbeit mündet. Elemente der äußeren Umgebung, wie Äste und Blätter der umgebenden Bäume, spiegeln sich über die urbane, eine an Mies van der Rohe erinnernde Glasfassade des Pavillons, ins Innere und werden Teil der installierten künstlerischen Arbeiten. Der gläserne 'Screen’ des Pavillons wird metaphorisch zur durchlässigen Membran und verweist auf die Metaebene eines Datenverkehrs. Im Netz zeigen digitale animierte Ebenen von den im Innern des Hauses präsentierten physischen Interventionen eine neue Räumlichkeit, die durch die geschichtete, ineinander gespiegelte Auflösung von sich bewegenden materiellen Grenzen entsteht. Unterschiedliche Momente verschmelzen und zeigen Verortungs-, Positionierungs-, Übersetzungs- und Umformungsprozesse, die sensorische Wahrnehmungsebenen über drahtlose Verbindungen erzeugen und physische Berührungen auf digitale Kommunikationsformate übertragen. Teile der digitalen Ausstellung werden abschließend auf urbanen Werbemonitoren im öffentlichen Raum ausgestellt um so mit der künstlerischen Arbeit und Webseite interagieren zu können.

Webentwicklung: Delia Jürgens, Erik Arkadi Seth
Dokumentation: Delia Jürgens, André Helbig, Carlotta Drinkewitz

 

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Beteiligte Künstler:innen

Delia Jürgens



Laufzeit

ab 16.12.2022 (online)



Veranstaltungsort

Glashaus Jena
Vor dem Neutor 6 / Kurfürstendamm 12-15 / U-Ebertplatz, am Ebertplatz
07745 / 10719 / 50668 Jena / Berlin / Köln