NEUSTART für
Bildende Künstlerinnen und Künstler

Ausgehend von einem Desktop Picture untersucht das Essay vorinstallierte Bilder, Tools, Formulierungen und Betriebssysteme, die auf dem Bildschirm als “natürlich” gegeben erscheinen. Dabei nimmt die Erzählung die Position einer Nutzerin ein, deren visuelle Erfahrungen vielen Menschen mit Zugang zu einem Computer vertraut sind. Mit den ihr zur Verfügung stehenden Werkzeugen spekuliert die Nutzerin über Design, Ursprung und Absicht der Repräsentationen von "Natur" auf ihrem Computer (einschließlich natürlicher Phänomene, nicht-menschlicher Tiere, nicht-männlich-identifizierender Personen). Ihre Untersuchung setzt sich indirekt mit den Entscheidungen derjenigen auseinander, die den Computer gebaut oder zu ihm beigetragen haben und die ihrerseits eine persönliche, strukturelle, kulturelle und unternehmerische Voreingenommenheit in den Computer einbetten. Sie fragt: Welche Perspektive wird eingenommen? Entspricht sie der Welt, wie ich sie sehe? Was wird auf dem Bildschirm repräsentiert, was bleibt unsichtbar? Die Nutzerin fragt auch danach, welchen Einfluss das Digitale auf die Wahrnehmung der physischen Welt und auf die menschliche Interaktion in ihr haben könnte. Wenn Menschen eher bereit dazu sind, Umwelt(en) zu schützen, die sie kennen - welche Konsequenzen sind daraus für die Gestaltung einer täglich genutzten digitalen Infrastruktur zu ziehen? Zuletzt verlässt die Nutzerin den Ist-Zustand und spekuliert über Alternativen. Durch den Gebrauch und Missbrauch vorhandener Tools erarbeitet sie Gegenentwürfe zum ästhetisierten Naturbild. Wie der Vorläufer eines Manuals, dessen Ausführung keine umfangreichen Programmierkenntnisse oder Kapital erfordert, eröffnen diese Entwürfe Wege, das Gegebene zu hinterfragen oder zu stören. Es entsteht ein Abgleich zwischen digitalem und physischem Raum, der fragmentarisch auf eine andere digitale Welt verweist. Das Essay ist Teil eines laufenden Projekts zwischen bewegtem Bild und Kulturen des Digitalen.

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