NEUSTART für
Bildende Künstlerinnen und Künstler

Unearth Earth-2
Textauszug Juliane Duft 2022

Earth-2 markiert einen Ort. Ein Vorschaubild wie ein Establishing Shot eines Kinofilms: Ein symmetrischer, heubedeckter Bau auf einem Feld vor wolkigem Himmel in Zentralperspektive. PLAY: Fahrt auf einer kurvigen Straße durch eine rote Wüste, Point of View-Shot in die steinige, repetitive Landschaft tiefer hinein. Schnitt zurück auf die Architektur, Eintritt in den dunklen Eingang. Die Kamera erkundet den Innenraum – rotbraune Lehmwände, diffuses, schräg einfallendes Tageslicht. Geräusche von Atem und Schritte auf fester Erde. Ansammlungen aus Lehm und Fasern auf dem Boden. Mein Kopf will Formen in ihnen erkennen, doch keine besteht länger als eine Sekunde. Zwischenschnitte auf die Autofahrt durch die Wüste. In einer dunklen Ecke wird eine weiße, kassettierte Zimmertür mit goldenem Griff erkennbar, die offen steht. Der sich in Zirkeln bewegende Film endet wie er beginnt: in der Wüste. Ein Ort definiert sich durch seine Koordinaten und Konnotationen, seinen geografischen, kulturellen und persönlichen Kontext. In Klaus Kleines Film lassen sich die Architektur wie die Wüste nicht zuordnen. Die Wüste ist eine minimale Landschaft ohne Botanik, die so an unterschiedlichen Orten vorkommt. Die geometrische Pyramiden-Architektur erinnert an frühe Kulturen, an Südamerika wie auch traditionelle Lehmhäuser in Nordafrika oder im Nahen Osten. Auch der karge Innenraum und die Lehmkörper hinterlassen Fragen. Wurden sie geformt oder sind sie Reste von etwas? Wohin führt die weiße Tür? Der Ort ist etabliert, aber er steht hermetisch für sich, ist kein Schauplatz und keine Kulisse...

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